Malaysia

20.01.2023 – 18.02.2023
14 Tage (Fahrzeit)
760 km

Nachdem wir am letzten Pausentag in Thailand schon dem Regen entkommen waren, sah der Wetterbericht für die kommenden Tage in Malaysia nicht viel besser aus. Es sollte regnen. Und zwar jeden Tag. Uffff, dachten wir. Es wird also nass. Und so war es auch, nur anders als gedacht. Aber von vorn:

Der Grenzübergang nach Malaysia war wieder einmal sehr entspannt. Und es hätte auch nur wenige Minuten gedauert, wenn wir uns nicht zunächst einmal in der falschen Schlange angestellt hätten. Das war bisher immer ein Glücksspiel, da wir fast nie lesen konnten wo wir uns denn nun anstellen sollten. Wie immer wurden wir also mit einigen Handzeichen in die richtige Richtung geschickt und tatsächlich ging dann alles ganz schnell. Zack, noch ein Stempel im Reisepass und ab ging’s. Es gab sogar eine eigene Motoradspur, in die wir uns hervorragend einfädeln konnten. Asien und die Mopeds sind wirklich einfach herrlich…

In Malaysia angekommen besorgten wir uns als nächste üblich Amtshandlung eine SIM-Karte und waren dann fürs erste wieder ausgestattet.
Die ersten paar Kilometer in einem neuen Land müssen wir uns immer erst einmal an die neuen Gegebenheiten gewöhnen. Es ist jedes Mal spannend zu beobachten wie es direkt nach einer Grenze Unterschiede gibt. Einfach, weil irgendwann einmal entschieden wurde genau an dieser Stelle eine Grenze zu ziehen und den abgeteilten Bereichen unterschiedliche Namen zu geben. Sofort ab der Grenze war zu merken, dass das Land einen höheren Standard hat als Thailand. Es gab viel mehr neue Autos, die Straßen waren besser in Schuss (es gab die meiste Zeit sogar einen tiptop gepflegten Verkehrsbegleitgrünstreifen) und auch die Häuser entsprachen mehr den uns bekannten Normen. Was außerdem auch gleich auffiel war, dass alle englisch sprechen konnten. Das verblüffte uns zunächst. Nachdem wir aber kurz darüber nachdachten, dass Malaysia einst eine britische Kolonie war, war es dann doch nicht mehr ganz so verblüffend. Trotzdem faszinierte es uns und vor allem machte es das Leben für uns um Welten leichter. Wir konnten endlich wieder mit Menschen sprechen und uns mit Einheimischen austauschen.

Direkt am ersten Abend fanden wir einen netten Platz zum Zelten an einem See. Dieser See war offenbar ein beliebter Sonnenuntergangsanguckort. Je weiter die Sonne gen Horizont wanderte, desto mehr Menschen kamen, um posierend Fotos zu machen. Wir fielen natürlich auf und wurden angesprochen. Und zum ersten Mal nach sehr langer Zeit konnten wir uns aber tatsächlich gut unterhalten. Es blieb nicht nur bei den Standard Fragen „Where are you from?“ und „Where are you going?“, sondern wir konnten uns ganz normal unterhalten. Wir waren ganz euphorisch endlich mal wieder so eine wortreiche Begegnung gehabt zu haben. Denn so schön immer alle Begegnungen in allen Ländern waren und sind, es bekommt sofort eine andere Qualität wenn man sich sprachlich verständigen kann. Selig krabbelten wir an dem Abend ins Zelt.

Der nächste Morgen empfing uns dann aber mit einem ganz leichten Hauch von Nieselregen, den wir jedoch erfolgreich ignorieren konnten. Am Abend zogen sich die Wolken jedoch immer bedrohlicher zusammen, sodass wir immer panischer nach einer Bleibe suchten, die uns nicht nass werden ließ. Im letzten Moment fanden wir tatsächlich ein leer stehendes Haus, was uns Platz genug bot um trocken unterzukommen. Das war auch dringend nötig, denn der Wolkenbruch in den darauf folgen Minuten hätte uns bis auf den Schlüppi durchgeweicht. Zufrieden mit unserem Glückstreffer verbrachten wir also im Trockenen den Abend und versuchten dabei nicht darüber nachzudenken wie das die nächsten Tage weiter gehen sollte.

Trocken geblieben
Tatsächlich ging es aber genau so die nächsten Tage weiter. Tagsüber konnten wir entspannt Fahrrad fahren und nachmittags kam dann ein ordentlicher Schauer vom Himmel. Auf magische Weise haben wir es aber tatsächlich immer geschafft uns während der Regengüsse unterzustellen und auch die Nächte im Trockenen zu verbringen, sodass zumindest unsere Ausrüstung trocken blieb. Glücklicherweise bauen auch die Malaien häufig kleine überdachte Holzunterstände, in denen man hervorragend ein Zelt aufstellen kann ohne nass zu werden. Zudem werden offenbar häufig Häuser angefangen zu bauen ohne dass sie aber jemals fertig gestellt werden. Auch diese sind immer wieder eine von uns gern gewählte Unterkunft für die Nacht.
Wir sind also alles in allem von oben relativ trocken geblieben. Und da momentan Trockenzeit herrscht (in der es trotzdem mindestens einmal täglich regnet) wollten wir uns gar nicht erst vorstellen wie es wohl ist wenn Regenzeit ist. Wie muss es wohl sein wenn es wirklich quasi durchgehend regnet? Und vor allem wie hält man das aus???

Nass geworden
Wir europäischen Würstchen aus den gemäßigten Klimazonen hatten mit den tropischen Bedingungen, auch ohne durchgehenden Regen und trotz vieler gefundener Unterschlüpfe, ziemlich zu kämpfen. Obwohl wir nun schon seit einigen Monaten in den Tropen unterwegs sind konnten wir uns einfach nicht adaptieren. In Malaysia herrscht eine Durchschnittstemperatur von 31 Grad. Nachts „sinken“ die Temperaturen auf 24 Grad ab. Es gab also eigentlich nie die Gelegenheit einmal runterzukühlen. Noch dazu liegt die Luftfeuchtigkeit im Schnitt bei 80%. Somit war also ALLES IMMER irgendwie nass. Wir sind morgens schweißgebadet aus dem Zelt geklettert und haben schon zum Frühstück die Schweißperlen auf der Stirn des Anderen beim Runterlaufen beobachtet. Spätestens nach dem Zusammenpacken der Sachen waren unsere T- Shirts wieder durchgeschwitzt. Und dieser Zustand hat sich dann im Laufe des Tages auch nicht mehr geändert, nur dass meistens unsere Hosen dann auch irgendwann schweißgetränkt waren. Abends wuschen wir immer alles aus und hängten die Sachen zum Trocknen auf. Also „zum Trocknen“. Natürlich ist nichts davon wirklich getrocknet. Wie auch bei 80% Luftfeuchte?

Kurz gesagt: auch ohne vom Regen nass zu werden, waren wir jeden Tag nass und zwar auch bis auf den Schlüppi. Immerhin blieben die Radtaschen und die Fahrräder vom Regen verschont. So konnten wir immerhin die Illusion aufrecht erhalten, dass wir noch trockene Sachen dabei haben.

Dschungel
Wir fuhren also mit unseren „trockenen“ Sachen durch die täglich wechselnden Landschaften: Dschungel und Palmölplantagen. Während man kaum in den dicht bewucherten, wild zugewachsenen Dschungel schauen konnte, gaben die Plantagen einen weiten Blick in die endlosen Reihen der Palmen frei. Mit jeder weiteren Plantage wurden wir betroffener. Die Öl Produktion frisst sich mehr und mehr durchs Land. Es gab Tage, an denen wir wirklich ausschließlich an Palmölplantagen vorbeigefahren sind. Immer nur Palme an Palme, schier endlos.
Tendierten wir doch eigentlich dazu zu sagen, dass vor allem Südamerika seinen Dschungel zerstört, wissen wir es nun besser. Ganz Südostasien war einst ein undurchdringlicher Dschungel mit überwältigendem Artenreichtum. Schnell vergisst man das, insbesondere wenn wir Europäer eine Palme sehen und uns über Kokosnüsse freuen.
Die Kokosplantagen, die vielen Gummibaumplantagen und auch die Palmölplantagen nehmen mittlerweile einen Großteil der Länder hier ein. Sie fressen sich unerbittlich in die Tiefen des Jungels, damit wir all die Nahrunsmittel produzieren können, die wir gerne essen. Nutella zum Beispiel.
Was das zur Folge hat, ist sicherlich den meisten klar. Die ganzen Tiere, die wir aus dem Zoo kennen, gibts bald auch nur noch genau dort. Aber eigentlich, ganz ursprünglich mal, gab’s überall in Südostasien Nashörner, Tiger, Elefanten, Tapire, Menschenaffen, Antilopen, Plumploris, Gürteltiere und viele andere viel weniger prominente Tiere (die leider nicht so süß sind). Überall da wo wir lang gefahren sind war einmal alles voller Dschungel: Dort wo jetzt in Vietnam überall Menschen wohnen, oder dort wo in Laos riesige Mineralminen immer mehr Land fressen und dort in Thailand wo wir uns über die ewig hohen, frei stehenden Kokospalmen gefreut haben und auch in Malaysia wo wir uns unglaublich über jedes „Achtung Tapire“ Schild gefreut haben. All das war einst ein Lebensraum ohne Menschen. Und nun ist es ein fast wildtierloser Lebensraum. Schon verrückt und irgendwie sehr traurig. Und wir Europäer brauchen gar nicht mit dem Finger auf Asien oder Südamerika oder sonst irgendwo hin zeigen. Vor sehr, sehr langer Zeit stand auch auf eurem Haus mal ein Baum und ein längst vergessenes Tier ist daran vorbei getrabt…
Also, Augen auf bei der Schokocremeauswahl!

Der Mix macht’s
Wir schwitzten uns also durch den Dschungel und durch die Plantagen und wünschten uns mit jedem Tag sehnlicher, dass es endlich alles aufhört. Wir hatten in Kuala Lumpur verhältnismäßig früh im Voraus eine Unterkunft gebucht und uns 2 Wochen Zeit gegeben, um die Strecke bis dorthin zu schaffen. Nach einigen Tagen stellte sich allerdings heraus, dass wir die Strecke eigentlich viel schneller hätten bewältigen können. Zunächst dachten wir, dass es uns vielleicht auch mal ganz gut tut gezwungener Maßen langsam zu fahren und nur wenige Kilometer am Tag zu machen. Nach einigen weiteren Tagen merkten wir aber schnell, dass es in diesem Klima eine ziemliche Tortur werden würde. Denn egal ob auf dem Fahrrad oder pausierend. Wir schwitzten immer und ständig und es gab kein Entkommen.

Da wir an der Situation aber nicht viel ändern konnten versuchten wir uns auf die schönen Dinge zu konzentrieren. Und das war vor allem die kulturelle Vielfalt dieses Landes. Hier leben vor allem drei große Gruppen an Menschen mit sehr unterschiedlichen Religionen friedlich und völlig selbstverständlich nebeneinander her. Die Staatsreligion ist der Islam. Entsprechend viele Moscheen und Muezzinrufe gibt es. Gleichzeitig gibt es aber auch viele ehemalige chinesische Siedler, die einst wegen des Zinnabbaus in diese Region kamen. Somit fuhren wir immer wieder durch sehr chinesisch geprägte Orte, in denen unzählige der markanten roten Lampions hingen und drachenumzingelte Tempel zu finden waren. 
Als dritte große Gruppe gelten die Menschen mit indischen Wurzeln. Somit kamen wir also in den Genuss auch hinduistische Tempel kennenzulernen und die Köstlichkeiten der indischen Küche auszuprobieren. Ganz vorzüglich!

Anders Normal
Es war eine reine Wohltat so viele unterschiedliche Menschen zu sehen. Seit langer Zeit gab es mal wieder Momente in denen wir uns gar nicht so anders aussehend vorkamen. Natürlich vielen wir Blondies mit unserer hellen Haut immer noch auf. Trotzdem gibt es einfach keinen stereotypischen Malaien. Somit ist dieses Land den meisten hoch entwickelten Industrienationen meilenweit voraus, zumindest was das friedliche Zusammenleben von vielen Kulturen angeht. Die Normalität der Unterschiedlichkeit hat uns in diesem Land absolut aus den Socken gehauen. Obwohl wir nun schon durch so viele Länder gereist sind, haben wir so etwas zuvor noch nicht erlebt. Es ist wirklich einfach nur schön zu sehen, wie eine in einem bunten Sari gekleidete Frau bei einer Kopftuch tragenden Muslima Essen bestellt, während eine äußerst knapp bekleidete Chinesin am Essensstand vorbeiläuft. All das ist normal. Niemand wird schief angeschaut. Es ist alltäglich, dass der Muezzin ruft, genau so wie der Geruch von Räucherkerzen aus den Tempeln der in der Luft hängt. Es ist egal, was die Leute an haben und es ist auch egal welchem Glauben sie angehören. Es herrscht gegenseitiger Respekt, der auf ganz natürliche Weise entsteht, weil es einfach so ist, wie es ist.

Sicherlich gibt es auch Diskrepanzen in der Gesellschaft, nichtsdestotrotz ist Malaysia in unserer Wahrnehmung ein absolut bunt zusammengewürfelter Haufen an unterschiedlich aussehenden Menschen, die sich als Malaien bezeichnen und sich auch gegenseitig so wahrnehmen und anerkennen. Vielleicht kommen wir in Deutschland ja auch irgendwann einmal an diesen Punkt. Überlegt euch mal was ihr alles verschiedenes, leckeres essen könntet! Das lohnt sich wirklich!

Angekommen
Nachdem wir uns also tagtäglich über die schönen, verschiedensten Begegnungen freuen konnten und immer besser darin wurden unseren Hass über den laufenden Schweiß zu zügeln war der Tag endlich gekommen: Wir durften in unsere Unterkunft!
Und während wir unser Glück kaum fassen konnten, dass wir nun für zwei Wochen ein festes und vor allem klimatisiertes Zuhause hatten, vergaßen wir fast, wie es ist sich draußen aufzuhalten. Immer nur wenn wir gezwungenermaßen die Wohnung verlassen mussten, um einzukaufen konnten wir uns wieder erinnern, warum die letzten Wochen sich so schlimm angefühlt haben. Während wir in der Wohnung zur neuen Hochform aufliefen und geschäftig lauter Dinge für die Weiterreise regelten, fiel die Laune ins Unermessliche sobald wir die Tür öffneten und uns die Hitze von draußen entgegenschlug.

Mit der zweiwöchigen Pause ist uns klar geworden, warum wir so ausgelaugt und reiseunlustig geworden waren. Es ist schlicht zu warm hier für uns. Aber wir haben genau so gemerkt wie aufgeweckt und motiviert wir sind etwas zu machen, wenn die Temperaturen wieder, nun ja halt eben, gemäßigt sind. Wir können es also kaum erwarten in eine andere Klimazonen zu fliegen.

Aufbruch
Die Fahrräder sind schon eingepackt, unsere Taschen sind quasi gepackt und eigentlich muss nur noch alles in den Flieger und dann auch wieder aus dem Flieger raus. 

Wir sind schon furchtbar aufgeregt und können kaum noch schlafen. Drückt uns die Daumen, dass alles gut geht und vor allem dass auch alles heile ankommt!

Dieser Beitrag hat 3 Kommentare

  1. Die Barsinghäuser

    Ich hab da mal ne Frage 🙋🏼‍♀️ in welche Schlange müsst ihr denn am Genzübergang? Motorräder? Gibts extra eine für Fahrradfahrer? 😀

    1. Strampeltiere

      Meistens muss man zunächst den Pass stempeln lassen bevor man eine Grenze überqueren kann kann. Das macht man zu Fuß, da das oft in einem Gebäude passiert. Aber welches Gebäude genau und in welcher Reihe man sich dann anstellen soll ist halt immer ein kleines Detektivspiel. Die meisten Einheimischen müssen zwar auch ihren Pass zeigen, aber die brauchen halt keinen Stempel. Es gibt also verschiedenste Schlangen und wir wissen natürlich nie welches die richtige ist. Und erst nachdem man das herausgefunden hat und wir den Stempel im Pass haben können wir uns wieder aufs Fahrrad schwingen. Und dann ist die Spur relativ egal. Wenn es eine Motoradspur gibt, nehmen wir immer die. Ansonsten die für die Autos 🙂

  2. Ralf vom Berge

    Milka und Lindt sind eh viel leckerer … ;o)
    Wo geht’s denn weiter? Die innere Mongolei soll auch ganz schön sein, und trockener und kühler ist sie allemal :oD
    … das Pendeln um 0° (10 am Tag, -2 in der Nacht) wollt ihr bestimmt auch nicht – tagsüber tauen die Schneereste und fließen auf die Straßen und Wege, und nachts wird daraus die Rutschbahn für den nächsten Morgen …

Schreibe einen Kommentar