Laos

11.11. – 8.12.
16 Etappen
1013 km
10.885 hm

Nach unserem Sprint durch Vietnam waren wir erst einmal glücklich wieder mehr Zeit zu haben. Für Laos gibt es an der Grenze sehr unkompliziert ein 30 Tage Visum. Wir hatten kilometertechnisch eine ähnliche Strecke wie in Vietnam geplant und hatten somit diesmal doppelt so viel Zeit. Wir konnten es also ruhig angehen lassen.

Alles auf einmal
Mussten wir auch, denn unsere Körper hatten schon in Vietnam auf den vielen Kilometern in kurzer Zeit ganz schön Tribut gezollt. Wir litten beide abwechselnd unter Durchfall, was in diesen Ländern hier durchaus üblich ist. Alle Reisenden müssen da irgendwie durch. Als Radfahrer ist das aber besonders nervig, weil man eben nichts im Körper behält. Das Meiste kommt einfach sofort wieder raus, wodurch quasi keine Energie zugeführt wird. Da das Essen hier aber ohnehin schon recht wenig energetisch ist, litten wir für einige Tage vermutlich unter ziemlicher Mangelernährung.
Dann kam auch noch Fieber, Kotzerei und eine Erkältung hinzu, die uns zu einer ersten längeren Pause zwangen und schwups war der Zeitrahmen plötzlich gar nicht mehr so entspannt wie erhofft.
Bisher hatten wir wirklich großes Glück auf dieser Reise und sind von schlimmeren Dingen verschont geblieben. Die erste Zeit in Laos haben wir aber doch ganz schön gelitten. Und das obwohl eigentlich alles viel besser war als in Vietnam.

Entspannt
Während in Vietnam etwa 100 Mio. Menschen leben, leben auf einer ähnlichen Fläche in Laos nur 5 Millionen. Entsprechend konnten wir endlich wieder Natur und Ruhe genießen. Die Straßen sind in Loas sehr wenig befahren und auch sonst ist das Land einfach sehr entspannt. Die Menschen sind sehr freundlich und insbesondere die Kinder freuen sich total, wenn man bei ihnen durch den Ort fährt. An einigen Tagen sind uns fast die Arme abgefallen vom vielen Winken. Insbesondere die Schulkinder waren ganz wild darauf sich bemerkbar zu machen. Wir haben sogar einige High 5 vom Straßenrand eingesammelt. Mal wieder waren wir also häufig eine große Attraktion für die Menschen, was uns nach wie vor eher unangenehm ist. Im Mittelpunkt zu stehen und bestaunt zu werden fühlt sich einfach immer noch komisch an. Insbesondere in einem Land wie Laos, in dem der Lebensstandard sehr niedrig ist. Laos ist definitiv das ärmste Land, durch das wir bisher gefahren sind.

Alien
Unsere Ausrüstung würde die Menschen hier mehrere Jahresgehälter kosten. Hier ist schon ein Moped für viele Familien ein wertvoller Schatz, der immerhin eine gewisse Anbindung an andere Orte gewährleistet. Entsprechend zwiegespalten sind wir oft durch die Gegend gefahren. Einerseits ist unsere Art des Reisens im Vergleich natürlich eine sehr günstige und noch dazu bekommt man sehr tiefe Einblicke in den Alltag der Menschen, dennoch sind wir den Menschen hier gegenüber aber auch extrem privilegiert. Hier kann es sich niemand leisten über Urlaub nachzudenken, geschweige denn darüber in andere Länder zu reisen. Die meisten Laoten müssen täglich zusehen, wie sie Essen beschaffen und wenigstens ein bisschen Geld verdienen.
Für uns fühlt es sich entsprechend komisch an mit unserer „Hightech“ Ausrüstung durch die Dörfer und Siedlungen zu fahren. Natürlich bekommen die Menschen durch uns Geld, was wir für Nahrung und Unterkunft ausgeben. Und sie freuen sich ja auch über uns und sind sehr aufgeschlossenen Fremden gegenüber. Es ist also wirklich nicht schwer sich wohl zu fühlen. Nichtsdestotrotz haben wir uns manchmal fast ein bisschen dafür geschämt so „reich“ zu sein und reisen zu können.

Einfach
Die meisten Menschen in Laos wohnen in sehr einfachen, selbst gebauten Holzhäusern, die zum Teil wirklich schön sind, zum Teil aber auch den Titel Haus nicht verdient haben. Manchmal sind es wirklich nur sporadisch zusammengezimmerte Hütten, in denen sich aber dennoch dann das ganze Leben abspielt. Hier wird geschlafen, gekocht, gespielt, Körbe geflochten, geschnitzt, repariert, gelagert und und und. Oft haben wir bemerkt wie wichtig die Gemeinschaft in den Orten ist. Es gibt dann beispielsweise ein einziges vierrädriges Gefährt, was von allen für den Transport von Gütern genutzt wird. Frauen und Männer arbeiten gleichermaßen, während die Kinder meist in größeren und kleineren Gruppen gemeinsam spielen, sofern sie nicht bei der Arbeit helfen müssen oder wenn sie Glück haben und in der Schule sind.
Manchmal haben wir uns bei dem Gedanken ertappt, was die Menschen denn wohl im Winter machen wenn es draußen kalt ist… aber das gibt es hier halt nicht. Hier ist es niemals kalt, nur nass.

Nass
Das ist ein weiterer Punkt, den wir sehr bewundert haben. Wir hatten großen Mühe unsere Klamotten, die wir täglich aufs Extremste vollgeschwitzt und abends ausgewaschen haben, trocken zu bekommen. Ohne die Klimaanlagen (mit einem üblicherweise vorhandenen Trockenmodus) in den Zimmern in denen wir geschlafen haben, wäre einfach alles immer nass gewesen. Hier trocknet einfach gar nichts. Und da die Menschen hier in den wenigsten Fällen eine Klimaanlage besitzen, ist es schon verrückt wie sie das aushalten. Allerdings haben sie den Vorteil, dass sie tagsüber ihre Sachen trocknen können. Wir können das halt nur nachts…

Die Feuchtigkeit war auch einer der Gründe, warum wir auch diesmal nur ein einziges Mal im Zelt geschlafen haben. Auch das Zelt und die Schlafsäcke hätten wir nie mehr richtig trocknen können, es wäre einfach immer alles feucht gewesen. Noch dazu gibt es auch in Laos in angenehmen Abständen immer sehr günstige Gasthäuser mit einem Bett und einer trocknenden Klimaanlage.

Somit fahren wir aber auch seit 6 Wochen ziemlich sinnlos bepackt mit unseren Rädern durch die Gegend. Wir brauchen das Zelt nicht, die Schlafsäcke nicht und kochen braucht man hier auch nicht, da es wieder viele Suppenküchen am Straßenrand gibt. Für diese Länder könnte man definitiv mit deutlich weniger Gepäck auskommen. Aber nun haben wir es halt einmal dabei. Und wir haben uns ja nun auch Muskeln antrainiert, das wäre ja schade wenn die wieder verkümmern.

Schotter und Berge
Apropos Muskeln: das war in Laos definitiv auch das nächste Level. Nach der Grenze hatten wir uns entschlossen die Hauptstraße zu verlassen und auf einer kleinen Straße weiterzufahren. Durch den vielen Verkehr in Vietnam waren wir etwas geschädigt und wollten einfach nur unserer Ruhe haben. Wir bogen also auf eine kleine Straße ab, die sich als Schotterweg entpuppte. Gut, dachten wir, dann wird es hier wohl nur sehr wenig Verkehr geben. Auf den ersten paar Kilometern des Weges ging es aber zu einer Miene. Somit verkehrten auf dem Abschnitt riesige LKWs, die sich schwer beladen dort entlangquälten. Für uns war das super nervig, von diesen langsamen LKWs überholt zu werden. Vor allem, weil sie immer eine extreme Staubwolke mit sich zogen. Pro LKW wurden wir also immer ca. 1 Minute lang vollgestaubt. Wie wir aussahen, habt ihr ja sicherlich gesehen.
Nach der Miene wurde es aber sehr ruhig und wir konnten das erste mal in Südostasien wirklich die Landschaft und die Natur genießen. Die wolkenverhangenen, endlosen, grünen Hügel sind wirklich wunderschön. Zumindest solange man sie angucken kann. Sobald es dann aber so einen Hügel hoch geht, sieht man das alles schon wieder ganz anders… Die Schotterstraße hielt schon die ersten knackigen Anstiege für uns parat. Mit unserer angeschlagenen Gesundheit wurden die zu einer ordentlichen Herausforderung. Noch dazu gab es entlang der Strecke nur wirklich wenig Möglichkeiten essen zu kaufen. Nicht einmal Suppenküchen gab es und plötzlich wünschten wir uns sogar die zurück (so schnell kann’s gehen). Schnell geriet also die schöne Landschaft und das Genießen derer wieder in den Hintergrund. Die wenigen Mahlzeiten und die häufenden Anstiege ließen uns nach wenigen Tagen nach dichter besiedelten Gegenden sehnen. Auch das ging schneller als gedacht, waren wir doch gerade erst froh dem entkommen zu sein.
Als wir dann endlich wieder festen Asphalt unter den Räder hatten und in ein touristischeres Gebiet gelangt waren, genossen wir das richtig. So sehr, dass wir sogar für mehrere Tage blieben und dem westlichen Essen und der weißhäutigen Gesellschaft frönten. So konnte dann auch die Erkältung halbwegs auskuriert werden, bevor es richtig ernst wurde mit den Bergen.

Wo lang?
Aus Angst wieder zu wenig zu essen zu haben, hatten wir uns eigentlich schon dazu entschlossen von unserer ursprünglich geplanten Route abzuweichen und eine Hauptstraße zu nehmen. Allerdings trafen wir glücklicherweise zur rechten Zeit am rechten Ort ein anderes Radfahrerpärchen, was in die entgegengesetzte Richtung fuhr. Zufällig waren sie genau unsere geplante Strecke gefahren und konnten uns beruhigen. Es gäbe wohl ausreichend Einkaufsmöglichkeiten und Suppenküchen. Also nahmen wir die kleine Straße in Angriff. Diesmal war sie auch asphaltiert und trotzdem wenig frequentiert. Essen gab es auch genug und die Landschaft war herrlich. Also alles richtig gemacht. Nur diese Berge…

Herrlich bergig, schrecklich anstrengend
Die Berge wurden gen Norden immer ernsthafter. Bald schon verbrachten wir täglich damit um die 1000hm hochzustrampeln. Da uns aufgrund der Krankheiten am Anfang nun aber wieder die Zeit knapp wurde, blieb uns nichts anderes übrig als das wirklich jeden Tag zu machen. So verbrachten wir mehrere Tage hintereinander damit unsere am Vortag aufgestellten Rekorde zu brechen. Es war schon wieder fast wie in Trance, bis wir dann endlich in unserem sehnlichst erwarteten Zielort ankamen. Derzeit haben wir nun also die Wadenform unseres Lebens. Und wir sind auch mächtig stolz, was wir da im letzten Monat geleistet haben. Trotzdem würden wir gerne wieder dazu übergehen unsere Tour einfach zu genießen, ohne Stress zu haben.

Urlaub
An unserem Zielort Luang Prabang haben wir ein paar Tage Pause gemacht und können es wirklich nur empfehlen. Der Ort ist natürlich touristisch, aber auf eine sehr angenehme Art und Weise. Es ist trotzdem verschlafen und gemächlich. Die Einheimischen sind nicht aufdringlich und es gibt viel zu entdecken und vor allem findet man Bäckereien!!! So richtige mit Kuchen und so. Und wir haben uns endlich mal wieder eine Pizza gegönnt. Das war eigentlich fast das Beste an dem Aufenthalt. Auch wenn es für euch komisch klingen mag, aber die Tage in Luang Prabang haben sich das erste Mal angefühlt wie Urlaub. Kein Fahrradfahren, keine Routenplanung, keine nassgeschwitzten Klamotten, das selbe Bett für mehrere Nächte, abwechslungsreiches Essen und einfach mal nichts tun. Bonus war außerdem, dass wir nichts besonderes waren und uns einfach unter die Backpacker mischen konnten ohne aufzufallen. Die Sache mit dem Urlaub ist nur, dass er auch irgendwann wieder vorbei ist.

Weiter gehts
So haben wir uns also wieder auf den Weg gemacht und uns auf ein Boot begeben, was uns und unsere Drahtbüffel auf dem Mekong in Richtung Thailändische Grenze bringt. Morgen werden wir dann also die letzten 50km auf der rechten Seite der Straßenseite verbringen…

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Ralf vom Berge

    Ich glaube, ich werde euch um eure Beinmuskeln beneiden, wenn ihr wieder da seid, aber nicht unbedingt um den Weg dahin :oD

  2. Klaus und Petra

    Wir bewundern eure Leistung immer mehr. Ihr seid echt der Wahnsinn. Erzählen allen unseren Bekannten von euren Erlebnissen auf eurer Tour und ernten nur unglaubliches Erstaunen. Wünschen euch weiterhin viel Spaß und Gesundheit.

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