Ein glücklicher Beitrag

In Budapest sind wir bei einem Pärchen untergekommen, was wir sofort ins Herz geschlossen haben. Die beiden sind super unkompliziert und total lieb. Und dann heißen sie auch noch Vicki und Viktor 

Budapest
Als wir bei den beiden angekommen sind, waren wir gerade eine halbe Stunde durch den Regen gefahren und standen entsprechend nass auf der Matte und dann halt auch in der Wohnung. Das war schon kein Problem und als Viktor uns dann auch noch anwies unsere Fahrräder auf den Balkon (durch die Wohnung) zu schieben wussten wir, dass wir bei den perfekten Gastgebern gelandet waren. Wir lassen unsere Fahrräder nur ungern draußen stehen. Wir haben zwar ein Schloss dabei aber wenn die Räder weg kommen, dann hat die Reise halt ein Ende…

Und bei Vicki und Viktor mussten wir nicht mal fragen. Sie wussten offenbar sofort Bescheid und kennen die Problematik. Ein tolles Gefühl, wenn man nicht merkwürdig nachfragen muss, ob man die Räder mit rein nehmen kann! Man ist sofort auf einer Wellenlänge.

Vicki hat uns dann auch sofort angeboten, dass wir alle Klamotten waschen könnten und Handtücher hatte sie uns auch schon bereit gelegt. Diese Kleinigkeiten sind auf so einer Reise von unfassbar großem Wert. Insbesondere (wie schon gesagt) wenn man nicht einmal danach fragen muss, sondern es einfach angeboten wird. Eine Waschmaschine ist keine Selbstverständlichkeit. Und wenn man eine zur Verfügung hat, kann man nämlich meistens das Handtuch nicht mitwaschen, weil man ja auch noch Duschen muss. Unsere Herzen schwollen also vor Dankbarkeit.

Wir haben uns versucht zu revanchieren und haben Abendessen gekocht. Da wir aber mehrere Nächte geblieben sind, wurden wir wieder überboten. Viktor hatte uns am nächsten Abend nämlich einen Gulasch gekocht. Und was sollen wir sagen, er war göttlich! Richtig, richtig lecker. Und dann gab’s auch noch Kuchen von Vicki zum Nachtisch. Fresskoma!

Und weil Viktor ab dem 1.6. Urlaub hatte und sich in die selbe Richtung aufmachen wollte wie wir, sind wir noch eine weitere Nacht geblieben und dann am nächsten Tag gemeinsam losgefahren.

Weiter geht‘s
Nach Budapest ging es also zunächst als Trio weiter. Das Viktor mit uns mitkam, war für uns eine willkommene Abwechslung. Einen Einheimischen dabei zu haben, kann nie schaden. Und auch sonst ist Viktor der angenehmste Reisebuddy, den man sich wünschen kann. Ein sehr guter Mensch!

Nachdem wir uns 10km aus der Stadt gekämpft hatten, hatte Viktor einen Platten. Und an dieser Stelle sei schon mal verraten: es war nicht der letzte. Schnell den Schlauch getauscht und weiter ging’s. Entlang der Donau ging es auf holprigen Wegen weiter Richtung Süden. Nach dem Einzugsgebiet der Stadt nahmen die Ferienhäuschen mehr und mehr zu. Sehr idyllisch. Wir haben abends einen traumhaften Schlafplatz direkt an der Donau gefunden. Mit Wasserzugang und Feuerstelle. Super gut! Eine gelungene Belohnung nach einem weiteren Platten bei Viktor kurz vor dem Ziel. 

Zu unserer großen Freude, konnten wir mit unserer „Küchenausrüstung“ auftrumpfen und Viktor mit einem guten selbstgekochten Abendessen erfreuen. Endlich war unsere Zeit gekommen etwas für ihn zu tun. Er hatte zwar auch alles dabei, war aber deutlich minimalistischer unterwegs als wir.

Nach einem kurzen Schauer am Morgen, haben wir uns wieder auf den Weg begeben und sind weiter der Donau gefolgt. Und auch wenn die Etappe an sich nicht sonderlich spektakulär war und es wieder einmal viel auf einem Deich entlang ging, haben wir auch an diesem Tag einen weiteren perfekten Schlafplatz gefunden. Diesmal mit breitem Sandstrand. Besser geht‘s echt nicht!  Wieder gab es auch eine Premium Feuerstelle und wieder einmal waren wir glücklich für Viktor mitkochen zu können. Und wieder waren wir auch auf der richtigen Donauseite, um den Sonnenuntergang zu genießen. Perfekto!

Es schnurrt nicht
Unser Glück wurde nur getrübt davon, dass ein Freilauf am Fahrrad ganz stumm war. Ihr kennt es sicherlich auch: Das leise Surren, wenn man nicht tritt, das ist der Freilauf. Er sorgt dafür, dass man nicht dauerhaft mittreten muss, sondern auch mal entspannt rollen kann ohne die Beine zu bewegen.

Nun war einer im super-leise-Modus unterwegs, was uns stutzig machte. Hinzu kam noch, dass es nicht möglich war anzufahren, ohne in Leere zu treten. Das Hinterrad musste zunächst rollen, bevor die Kette wieder griff und normales Treten zuließ. Das ist richtig nervig, vor allem wenn man an stark befahrenen Straßen losfahren will.

Nach 2,5 Etappen war es uns also zu gruselig uns es wurde ein Fahrradladen aufgesucht. Unser riesiges Glück war, dass wir Viktor immer noch dabei hatten, der für uns übersetzen konnte. Somit  wurde das Fahrrad auseinandergenommen und (wie schon erahnt) festgestellt, dass der Freilauf kaputt war. Zwar noch nicht ganz, aber so gut wie. Das hätte zu einem großen Problem werden können, wenn er komplett kaputt gegangen wäre. Und wieder hat uns Viktor bei allem geholfen und war für uns da. Leider konnten wir ihm kein weiteres Abendessen kochen, da er dann noch weiter gefahren ist, nachdem wir versorgt waren. Wir hoffen, er bleibt Pannenfrei und dass wir uns irgendwann noch einmal begegnen, damit wir ihm noch eine Mahlzeit kochen können.

Nun war also der Freilauf kaputt und ein Freilauf ist kein Teil, was üblicherweise kaputt geht. Entsprechend lange Lieferzeiten mussten wir in Kauf nehmen. Hinzu kam noch das lange Pfingstwochenende, was zusätzlich Werktage schluckte. Somit kamen wir in den Genuss einer längeren Pause, über die wir schon länger philosophierten.

Einfach so
Als wir uns nun um einen Zeltplatz kümmern wollten, kam die Frau des Fahrradladens mit einem Schlüssel wieder, den sie uns in die Hand drückte und meinte, dass sie eine leer stehende Wohnung hätte, in der wir so lange bleiben könnten. Kostenlos.

Völlig fassungslos sind wir zur Wohnung aufgebrochen, in der zwar offenbar momentan renoviert wird, die aber alles beinhaltete, was wir brauchten. SOGAR EINE WASCHMASCHINE!!! Waaaas? Unfassbar! Die Frau kennt uns nicht und lässt uns einfach in ihre leer stehende Wohnung. Wie unglaublich nett! Und nun sind wir hier, haben unsere eigene Wohnung und 5 Tage frei. In einem kleinen Städtchen mit Strand an der Donau. Es hätte uns wesentlich schlimmer treffen können!

Wir wissen immer noch nicht so richtig, wie es dazu kam und wie diese Frau erkannt hat, dass wir eine Unterkunft brauchten. Wie viel Glück kann man haben? Richtig verrückt. Wenn doch nur alle Menschen so wären! Das ist definitiv eine Begegnung, an die wir uns für immer erinnern werden. Wir werden ihre Geste leider nicht im Geringsten aufwiegen können. Aber wir werden das Erlebnis vielleicht an andere weitergeben können.

Gemeinsam nett sein
Und vielleicht können wir auch etwas von dieser Art, wie wir hier behandelt werden in die Welt hinaustragen und Taten dieser Art auch Anderen ans Herz legen. Wenn ihr also die Möglichkeit habt Reisende aufzunehmen, könnt ihr diese Menschen sehr glücklich machen. Schon die einfachsten Sachen reichen meist aus, um ihnen eine große Freude zu machen.

Es gibt viele Portale auf denen man sich anmelden kann, um für Reisende wie uns die Möglichkeit zur Übernachtung anzubieten. Wer Lust hat kann ja mal recherchieren. Für ein angebotenes Bett und eine Dusche bekommt ihr im Gegenzug sicherlich viele Geschichten zu hören und lernt neue Menschen und Kulturen kennen (vermutlich besser als in jedem Urlaub).

In der derzeitigen Lage möchten wir uns aber natürlich keinesfalls über die Menschen stellen, die auf der Flucht sind und wirklich Hilfe benötigen! Diesen Menschen solltet ihr selbstverständlich den Vortritt lassen, wenn ihr die Möglichkeit dazu habt.

Dieser Beitrag hat 5 Kommentare

  1. Jörg Petersen

    … mitfühlend 🙂

  2. Peter

    So schöne Worte, für so bewegende Eindrücke, die einem so leicht auf Reisen zufliegen. Umso schwieriger ist es dann zu Hause zu vermitteln, das es noch so viel Gutes auf unserer Welt gibt.

  3. Tim Waldmann

    Sehr schöne Eindrücke und Erfahrungen …. liest sich echt super! Gute Reise weiterhin! 🙂

  4. Sonja

    Das habt ihr wundervoll geschrieben! Eine kleine Erinnerung wie wichtig auch kleine gute Taten sein können!
    Wartet ihr noch oder rollt ihr schon?

  5. Viktor

    🥹🤧❤️ Ich hoffe auch wir sehn uns mal wieder, hat uns sehr Spaß gemacht, ihr seid die tollsten Gäste und eure Reiseküche ist Top 😉. Ich wünsche euch Rückenwind und möge die Luft in euren Reifen bleiben 🤪. Btw. Nach dem dritten Plattem und den Wechsel des Reifens hatte ich eine Problemlose Fahrt nacht Split 🥳

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