Bulgarien ist wunderschön! Es hat sich tatsächlich auf Platz 1 unserer Länder-Charts gesetzt. Wir möchten alle ermutigen einmal hierher zu fahren, um hier Urlaub zu machen. Und zwar nicht am Goldstrand (da waren wir nämlich nicht), sondern in den Bergen. Vielleicht können wir euch mit diesem Beitrag überreden. Wir versuchen’s mal:
Hard facts:
- ca. 585 km
- 11 Etappen
- 15 Tage
Eindrücke vom Land
Nachdem wir nun recht lange durch flaches Land gefahren waren und wir dann endlich durchs Eiserne Tor mit schönerer Landschaft verwöhnt wurden, haben wir die Donau verlassen, um Bulgarien zu durchqueren. Auf Rat unseres persönlichen Reiseroutenplaners zuhause, haben wir uns dagegen entschieden über Sofia zu fahren und dafür aber durch die Berge. Und das war auch gut so. Berge sind einfach immer wunderschön. Sie sind auch schweineanstrengend, aber immer auch lohnenswert. Entweder gibt es oben eine herrliche Aussicht, oder es geht wieder ein Stückchen bergab. Beides sind perfekte Belohnungen für harte Anstiege.
Berge
Die Berge hier in Bulgarien lassen sich am besten mit „grün“ beschreiben. In grüne Watte gepackte Hügel. Oben öffnet sich die Landschaft und anstelle der Wälder treten große Wiesen und ganz oben oft auch Felsen und schroffe Klippen. Ab und an kommt ein kleines Örtchen, dann wieder viel Natur.
Die Etappen waren geprägt vom hoch und runter. Und obwohl es anstrengend ist, ist es ein anderes Anstrengend als sonst gewesen. Es gab immer was anzugucken, sodass es überhaupt nicht schlimm war die Anstiege hoch zu strampeln.
Orte
Auch die Orte wurden immer schöner und belebter, je weiter wir ins Landesinnere kamen. Während wir uns direkt nach der Grenze gar nicht sicher waren, wie wir das mit dem Einkaufen mache sollen, wenn es keine Läden gibt, hat sich diese Sorge schnell in Luft aufgelöst. In den größeren Orten gab es sogar ein Kaufland! Was für ein Highlight nach den vielen kleinen Lädchen. Verrückt, dass einen dieser erschlagende Konsum so glücklich macht, obwohl wir in den kleinen Läden auch immer alles bekommen haben, was wir brauchten.
Wasser
Eine sehr coole Sache sind auch die überall vorhandenen Wasserquellen. In jedem Ort und meist auch auf jedem Anstieg und entlang den meisten Hauptstraßen gab es immer eine Quelle, die jederzeit genutzt werden konnte, um die Wasservorräte wieder aufzufüllen. Wir haben so gut wie nie Wasser gekauft und konnten uns einfach immer bedienen. Das ist schon richtig gut. Vor allem versteht man so auch, warum Orten an den Flecken entstanden sind, wo sie heute bestehen. Die Quellen waren und sind nach wie vor die Haupttrinkwasserzufuhr für die Bewohner.
Menschen & Häuser
Die Menschen sind sehr nett und grüßen und winken oft. In den meisten Orten sitzen oft Leute zusammen. Es gibt viele Bänke und auch überdachte Sitzgelegenheiten, die auf ein richtig schönes gemeinschaftliches Dorfleben hindeuten. Fast an jedem Haus gibt es einen großen Gemüsegarten und die Terrassen sind von Wein überrankt und spenden dringend notwendigen Schatten, denn warm ist es hier!
Hitze
Gefühlt steht die Sonne von 10 bis 16 Uhr senkrecht am Himmel und brennt herab. Ab 13 Uhr wird es ziemlich unerträglich warm. In den Bergen ging es bis jetzt ganz gut, da wir durch viele Wälder und somit auch über schattige Straßen gefahren sind. Unsere letzte Etappe ging wieder ins Flachland und Schatten ist hier sehr rar. Entsprechend heiß ist es und ohne den Fahrtwind wäre es kaum auszuhalten.
Anstrengung
Mit jedem Tag in den Bergen merkten wir, wie unsere Körper die Anstrengung auf Dauer kaum kompensieren konnten und der Drang nach einer Pause wurde immer größer. Sobald man physisch k.o. ist, macht auch der Kopf nicht mehr lange mit. Und dann wird alles sehr viel anstrengender auf eine negative Art und Weise. Daher haben wir uns nun wieder für ein paar Tage auf einem Zeltplatz einquartiert, der besser nicht sein könnte. Wasser, Strom, Schatten UND WLAN direkt am Zelt. Voll obermegagut. Diesmal können wir uns nicht mal aufraffen die Gegend zu erkunden, obwohl eine Wanderung direkt von hier losgeht. Wir sind einfach platt und prügeln uns um den Platz in der Hängematte. Davon hätten wir doch 2 mitnehmen sollen… Vielleicht müssen wir da doch nochmal investieren!
Tagesberichte:
24.6.
Belogradtschik ➱ Zamfirovo (80km)
In Belogradtschik waren wir im letzten Blog ja nun schon angekommen. Die Felsenstadt ist wahnsinnig beeindruckend und wirklich eine Reise wert. Nach einem Tag Pause hatte sich der Regen auch wieder verzogen und wir konnten uns wieder aufs Rad schwingen ohne nass zu werden. Es ging richtig lange bergab und wir haben einen neuen Rekord für die schnellsten 10 km aufgestellt. Dafür ging’s aber auch ordentlich hoch. Oben wurden wir jedoch mit wahnsinnig schönen Blicken belohnt. Die Landschaft dort ist wie im Film!
Unser angesteuerter See als Schlafplatz war zwar irgendwie ein Flop, wir haben aber dennoch ein schattiges und halbwegs gerades Fleckchen fürs Zelt gefunden.
25.6.
Zamfirovo ➱ Vratsa (42km)
Mal nur einen halben Tag fahren ist auch eine gute Sache, die uns überzeugt hat. Zunächst ging’s wieder ins Tal hinab und über die Autobahn zum nächsten wunderschönen Fleckchen in Bulgarien. Ihr merkt schon, die Reihen sich aneinander! Vratsa ist ein Tal, bekannt für seine Felsen. Wenn man das Tal weit hoch fährt gelangt man an einen Zeltplatz mit bester Aussicht und allem was es braucht.
26.6.
Vratsa
Hier haben wir wohl eine der schönsten Wanderungen unserer Wanderkarriere gemacht. Eigentlich sind wir einfach nur drauf losgelaufen aber die Strecke war perfekt. Einen Bachlauf ging’s bis zu einem Wasserfall. Zwischendrin gab’s auch schon kleinere Wasserfälle, unter die man sich stellen konnte, um sich abzukühlen. Bis zum Wasserfall laufen die meisten, wir sind natürlich noch weiter nach oben, um noch einen Gipfel mitzunehmen. Der Aufstieg war schon atemberaubend und oben angekommen konnten wir unser Glück kaum fassen, dass wir mehr oder weniger zufällig einen so schönen Ort gefunden hatten.
Auf dem Weg nach unten haben wir offenbar wild lebende Pferdeherden gefunden. Ebenfalls ein aufregendes Erlebnis.
27.6.
Vratsa ➱ Botewgrad (64km)
Schweren Herzens haben wir Vratsa wieder verlassen und jede Minute auf dem Weg nach unten die Aussicht auf die Felsen genossen. Das Tal ist wirklich einfach unbeschreiblich schön. Wenn ihr in Belogradtschik seid, müsst ihr danach also unbedingt auch nach Vratsa!
Die Strecke ging heute zunächst auf einer sehr stark befahrenen und enge Straße entlang, bis wir endlich abbiegen konnten auf eine eigentlich gesperrte Straße. Wir versuchten unser Glück und wurden belohnt. Fast gar keine Autos, ganz frischer Asphalt und tolle Landschaft nur für uns.
Bei der Schlafplatzsuche sind wir das erste Mal fast gescheitert. Tatsächlich ist das Problem zumindest in Bulgarien mittlerweile recht gut im Griff, aber vor einigen Jahren muss es üblich gewesen sein Müll einfach im Wald oder an der Straße abzuladen. Man sieht, dass viele Stellen inzwischen weitestgehend bereinigt wurden. Dennoch gibt es immer wieder Abschnitte, die noch stark vermüllt sind. So war es auch mit unserem angepeilten Schlafplatz. Nach einigem Gesuche haben wir aber mal wieder Glück gehabt und neben einer Koppel mit Bach noch einen schönen Spot für die Nacht entdeckt.
28.6.
Botewgrad ➱ Ribaritsa (73km)
Morgens war alles nass, obwohl es nicht geregnet hatte. Der Tau war einfach überall sehr extrem. Leider (oder eigentlich zum Glück) war die Sonne noch hinter den Bäumen und konnte nichts trocknen. Also hieß es: nass zusammenpacken…bah!
Dann ging es darum so weit wie möglich an ‚den großen Anstieg‘ zu kommen. Den wollten wir uns für den nächste Morgen aufsparen, wenn die Beine noch frisch sind und die Temperaturen noch nicht so hoch.
Dafür ging es trotzdem ganz gemein und seicht kilometerlang immer hoch. Das ist fast schlimmer, als ein Anstieg mit ordentlicher Steigung. Abends kämpften wir uns noch ein paar Höhenmeter zu einem wunderschönen Schlafplatz direkt an einem Bergbach, der herrlich kalt und erfrischend war. Auf dem Weg dorthin erzählte uns ein Mann, dass es dort wohl mal einen Bären gab, der aber eigentlich ungefährlich war für Menschen. Nur den Kühen ist er wohl gefährlich geworden, weswegen er dann erschossen wurde. Großartig…alles sehr beruhigend.
29.6.
Ribaritsa ➱ Velchevo (66km)
Heute galt es nun den fetten Anstieg zu erklimmen. Das ging morgens auch besser als gedacht. Zwischendrin gab es immer was zu gucken. Erst Holzrückeponys, dann ein Holz LKW, der mit stehenden Reifen die Straße runterrutsche und oben dann die ernüchternde Feststellung, dass es keine Aussicht gab. Ein kleines Stück den Pass runtergerollt gab es sie dann aber doch und wir haben unsere Mittagspause mit Bergpanorama bekommen.
Nach der Abfahrt ging es dann am späten Nachmittag noch einmal mehr hoch als gedacht. Gar nicht gut fürs Gemüt! Dafür haben wir dann zufällig eine richtig geilen Schlafplatz gefunden. Wieder mitten an einem Bach in einem Eichenwald war er ganz unerwartet einfach da. Das sind einfach mit die besten Momente, wenn man schon ziemlich gefrustet und k.o. ist und dann so ein Platz auftaucht.
30.6.
Velchevo ➱ Grabovo (60km)
Eigentlich wollten wir nur einen halben Tag fahren, weil wir beide fertig waren. Aber wie es immer so ist, haben wir in dem Ort in dem wir übernachten wollten, keine Einkaufsmöglichkeit gefunden. Also mussten wir weiter und am Ende des Tages waren es wieder 700Hm.
1.7.
Gabrovo ➱ Bozhkovski (30km)
Dafür haben wir an diesem Tag rumgebummelt und uns Zeit gelassen. Am liebsten hätten wir für das Ende des Tages einen Zeltplatz angesteuert aber es gab einfach keinen. Und wenn man sich ein Zimmer nimmt, kann man meistens nicht die Klamotten waschen. Das ist auch doof. Also wieder ins Zelt und für den nächsten Tag hoffen. Die nächste Etappe hatte noch einmal einen ordentlich Anstieg parat, vor dem wir eigentlich einen Tag Pause machen wollten. Aber es sollte wohl nicht sein.
2.7.
Bozhkovski ➱ Gurkovo (54km)
Also auf zum letzten großen Anstieg, der uns auf die andere Seite des Bergzugs bringen sollte. Nach oben gings auch erstaunlich fix und es war gar nicht so schlimm wie erwartet. Schlimmer war es dort wieder runter zu kommen. Um großen, stark befahrenden Straßen auszuweichen, haben wir uns über kleine, sehr grobschottrige Wege nach unten gerüttelt. Dafür haben wir tatsächlich länger gebraucht als für den Weg nach oben. Für alle Mountain Biker aber definitiv ein guter Tipp!
Wir haben zwar wieder keinen Zeltplatz gefunden, dafür aber einen wunderschönen riesigen See. Der Weg dorthin war zwar sandig und dadurch schwer zu befahren, aber man war so in den Bann gezogen vom Ausblick, dass es gar nicht schlimm war. Das schwierigste war dann ein schattiges Fleckchen zu finden, wo noch niemand war. Der See wird offenbar von vielen Locals als Ferien- oder Wochenendspot genutzt. Es war richtig viel los und abends konnten wir aus dem Zelt der typischen bulgarischen Musik lauschen.
3.7.
Gurkovo ➱ Sliven (66km)
Heute ging es nun endlich zum lang ersehnten Zeltplatz. Raus aus den Bergen und rein in den Gegenwind. Da waren wir erstmal bedient. Wir hatten uns auf eine Strecke ohne schlimme Anstiege gefreut und hatten die Rechnung ohne den Wind und die Sonne gemacht, die in den letzten Tagen weniger ein Problem waren. Zwar war die Aussicht auf der Strecke toll aber die Vorfreude auf eine Pause wurde getrübt durch den noch bevorstehenden Weg zum Zielort. Nachdem wir aber die letzte Motivation zusammengekratzt hatten, kämpften wir uns durch die Hitze und dann auch noch einen (offenbar schlecht recherchierten) unerwarteten Anstieg hoch zum Zeltplatz. Dort angekommen wurde sofort die Hängematte aufgespannt und erst zum Abendessen wieder verlassen.
Seit dem liegen wir quasi die ganze Zeit rum und genießen das Nichtstun. Wir sind ganz fasziniert, wie einen die Schönheit der Landschaft einen immer wieder fesseln kann. Und auch wenn wir uns die letzten Tage vielleicht ein bisschen von Ort zu Ort schleppen mussten, war es trotzdem einfach schön.
Für alle Radfahrer, Mountainbiker, (sächsische) Kletterer, Wanderer oder einfach Naturliebhaber unter euch ist Bulgarien definitiv eine Reise wert. Wir werden auf jeden Fall wiederkommen. Tatsächlich sind wir nun auch schon fast durch mit Bulgarien und in wenigen Tagen sollten wir an der türkischen Grenze sein. Verrückt! Wir schauen mal, was uns erwartet.
Randnotiz:
Für diejenigen, die von unseren Bildern nicht genug bekommen oder die keinen Instagram Account haben, für die haben wir eine neue Spielerei hinzugefügt. Auf der Startseite gibt es jetzt ganz unten neben dem Instagram Button noch einen weiteren. Klickt drauf und seht selbst. Wer (verständlicher Weise) keine Lust auf unsere Selbstdarstellung hat, der lässt es lieber. Wie immer gilt: bitte nicht an alles und jeden weiterleiten. Danke!
Ich Hab‘ mich gerade durch die Bilder gewühlt – schick! :oD
… und jetzt hab‘ ich Durst …