Wien, Bratislava, Budapest

So viele große Städte. Hier nun ein neuer Eintrag zu diesen und allem, was dazwischen passiert ist:

Für alle Lesefaulen, kommt hier eine Kurzzusammenfassung:

Vratenin ➱ Budapest

  • 612 km
  • 9 Etappen
  • 12 Tag

Nach unserer Zwangspause haben wir uns wieder in den Sattel geschwungen und waren sofort wieder gut gelaunt, weil wir endlich wieder Fahrrad fahren konnten. Wir waren motiviert den Rest Tschechiens zu durchradeln und hatten Wien als nächstes Etappenziel vor Augen.

Die ersten Tage nach der Kotzerei mussten wir es gezwungener Maßen langsam angehen lassen. Es hat unseren Körpern doch einiges abverlangt und so kamen wir in den Genuss kurzer Etappen. Zunächst in einen wunderschönen Nationalpark, der ein paar happige Steigungen bereithielt. Dafür wurden wir mit richtig schönen Blicken belohnt. Nur die Otter haben sich nicht gezeigt…

Nach dem Nationalpark kamen wir in die tschechische Toskana: Überall Weinberge. Und wie das Wort schon erahnen lässt, wurden wir auch hier nicht geschont. Hoch und runter haben wir uns an die Grenze zu Österreich gekämpft (die wieder extrem unspektakulär auf einer Landstraße überquert wurde). Wir waren einige Tage vorher schon einmal ganz kurz in Österreich, nämlich am nördlichsten Punkt. Der ist mitten im Wald an einem kleinen Bach gelegen. Richtig schön dort! Das war bisher eigentlich der schönste Grenzübertritt. Von dort aus ging es aber noch weiter durch Tschechien bis wir tatsächlich nach Österreich abgebogen sind.

Österreich
Und auch in Österreich hatten die Weinberge kein Erbarmen mit uns und wir hoffen inständig, dass sich der Anbau wenigstens lohnt! Gerne trinken wir tschechischen und österreichischen Wein mit euch, wenn wir zurück sind. Den haben wir uns nämlich verdient!

Und schwups waren wir auch schon in Wien angekommen. Die nächste große Stadt und plötzlich sprachen wieder alle deutsch. Schon verrückt! Wien hat auf jeden Fall viel Geschichte und Prunk zu bieten. Kaiserliche Bauten noch und nöcher, viele Fiaker, Kaffeehäuser und leckere Köstlichkeiten. Kurzum: wir kommen wieder für einen Luxusurlaub. Und dann möchten wir die Melange und die Sachertorte bitte zu einer Vorführung der barocken Lipizzaner gereicht bekommen!

Nach Wien ging’s auf direktem Wege nach Bratislava, wo wir vom Regen verfolgt wurden. Im letzten Moment konnten wir uns auf einen Zeltplatz retten. Bei bestem Wetter am nächsten Tag sind wir vormittags noch durch die super schöne, kleine aber feine Innenstadt getingelt und waren nach dem weitläufigen Wien ganz verliebt in die kleinen Gassen und schnuckeligen Häuser. Wenn wir unseren Lusxusurlaub in Wien machen, werden wir sicherlich dann auch für ein paar Tage nach Bratislava reißaus nehmen und uns in einer ordentlichen Kneipe bei einem guten Bier von den Tourimassen aus Wien erholen.

Slowakei & Ungarn
Von nun an ging‘s an der Grenze zwischen der Slowakei und Ungarn entlang. Vor allem in Ungarn gibt es entlang der Donau noch ein paar richtig schöne Orte, die neben den Großstädten einen großen Charme ausstrahlen: Weniger Verkehr, weniger Touristen, dafür mehr einheimische Sachen zu entdecken, man findet sich besser zurecht und es gibt trotzdem pompöse Bauten zu bestaunen. Die haben sich schon echt was einfallen lassen mit ihren Gebäuden, das ist schon beachtlich. Daher also eine dringende Empfehlung unsererseits.

Nachdem wir auf der Strecke ein paar Mal die Donau überquert und somit auch immer wieder das Land gewechselt haben (wie gesagt: Europa ist cool!), waren wir auch schon in Budapest angekommen. Zufällig haben wir die letzten Züge eines Festivals in der Stadt mitbekommen und somit auch ein total schönes Treiben in den Gassen. Budapest war uns also direkt sympathisch. Und auch unser obligatorischer „Stadtangucktag“ hat uns überzeugt: Tolle Stadt. Hier laufen die verschiedensten Menschen herum und fast alle sprechen auch deutsch. Das ist total verrückt. Man kommt sich richtig schlecht vor mit den 3 Wörtern, die wir auf ungarisch können. Daran müssen wir in den nächsten Tagen noch feilen.

In den nächsten Tagen gehts noch eine Weile durch Ungarn, bis wir an die nächste Grenzen mit mehreren Ländern kommen. Na, wer weiß es? Das sind dann im Übrigen schon die Länder 6 und 7, die da kommen werden! Das ist schon richtig cool so viele verschiedenen Länder, die doch so nah beieinander sind. Noch cooler, dass wir in alle mal reinschnuppern können. Einfach so, ohne Probleme! 

Übrigens wurde letztens während der Fahrt berechnet, dass man uns derzeit noch innerhalb eines Tages mit dem Auto erreichen könnte. Irgendwie ernüchternd. Aber wer vorbeikommen mag, kann jetzt noch schnell losfahren. Bald wird das schwieriger…


Nun ist der kurze Teil ziemlich lang geworden. Ich werde es jetzt aber nicht extra für Lesefaule kürzen. Dafür halten wir uns in den Etappenbeschreibungen kurz…vielleicht…

19.5.
Vratenin ➱ Narodni Nationalpark (41 km)
Der erste Tag wieder im Sattel hat uns sofort wieder Spaß gemacht. Es ging wieder typisch tschechisch über kleine unbefahrene Landstraßen bis in einen Nationalpark. Hier meinten es die Streckenbauer ernst. Nachdem wir uns mehrfach versichert hatten, dass das wirklich der Radweg und kein Wanderweg ist, stürzten wir uns hinab ins Flusstal wohl wissend, dass wir da auch wieder raus müssen… Unten angekommen haben unsere Körper sich vehement dagegen gewehrt den Weg nach oben auf sich zu nehmen, sodass wir die Nacht im Nationalpark verbracht haben. Viele nachtaktive Tiere gibt es dort!

20.5. 
Nationalpark ➱ Novi Prerov (63 km)
Nun ging’s also hoch. Direkt als Frühsport ging’s steil nach oben, wo wir direkt mit einer herrlichen Aussicht belohnt wurden. Allerdings ging es danach gleich wieder steil bergab und ihr könnt es sicherlich erahnen, was das bedeutet. Genau! Nach einer wackeligen Hängebrücke ging es ein weiteres Mal HOCH. Oben angekommen wurden wir von staunenden E-Mountain-Bike-Fahrern beäugt. Mit unseren Trekkingrädern ohne E und den Taschen waren wir dann doch mächtig stolz und stürzten uns ein weiteres Mal einen sehr grob gepflasterten Weg hinab. Am anderen Ende des Parks öffnete sich die Landschaft und alles, was wie sahen waren Weinberge soweit das Auge reichte.
Im Laufe des Tages hat sich dann wieder ein Magen gemeldet, dem das Geschaukel vom Hoch und Runter der Weinberge gar nicht gefallen hat. Glücklicherweise fand sich aber der bisher schönste Zeltplatz der Tour. Mit kleiner Gaststätte, die uns mit tschechischen Speisen (und Bier) verköstigte und allem drum und dran, was man sich als Radreisender auf einem Zeltplatz wünscht, ging es dem Magen auch direkt wieder besser.

21.5. 
Novi Prerov ➱ Mistelbach (68 km)
Weiter ging’s die Weinberge hoch und runter. Nebenbei hab’s noch ein paar Burgen zu bewundern, die hoch oben thronen und über die Weinberge wachen. Zu den Hügeln kam an diesem Tage auch noch der Wind dazu, der auch mal wieder mitreden wollte. Leider diesmal irgendwie gegen uns. Nichtsdestotrotz haben wir es nach Österreich geschafft und sind Abends gerädert (haha) ins Zelt gefallen.

22.5.
Mistelbach ➱ Wien (67 km)
Die letzte Etappe nach Wien hatte noch ein paar letzte Weinberge und dann eine recht eintönige Einfahrt in die Stadt. An der Donau angekommen war es aber ganz und gar nicht mehr eintönig. Im Gegenteil: Das Gewusel aus Radfahrenden, Inlineskatern, Spazierenden, Hundeleinen und Badegästen, überforderte uns nach den Tagen in Tschechien zunächst völlig. Man musste auf so viel mehr Dinge gleichzeitig achten. Einfach treten und nach vorne schauen reichte plötzlich nicht mehr aus. Wir haben es aber heile über die Donauinsel bis zum Zeltplatz geschafft und sind glücklich unter die Dusche gehüpft.

23.5. & 24.5.
Wien
Wien hat viel zu bieten. Vor allem schöne Gebäude. Wir haben direkt aus unseren Fehlern in Prag gelernt und eine Führung (free walking tour) mitgemacht. Guter Tipp! Da weiß man gleich viel mehr über die Stadt, Land und Geschichte des Landes.

Die meiste Zeit wurde trotz allem damit verbracht zu hoffen, einen Lipizzaner streicheln zu dürfen. Hat leider nicht geklappt… War trotzdem schön in Wien.

25.5.
Wien ➱ Bratislava (80 km)
Von Wien sind wir quasi nach Bratislava geflogen. Die Strecke geht die ganze Zeit auf einem Damm entlang und wir hatten Rückenwind. In Null Komme Nichts waren wir in Bratislava angekommen. Dank guter Gesellschaft von einem gleichgesinnten Pärchen verging die Zeit wirklich wie im Fluge. So haben wir es auch noch vor den hinter uns herziehenden Wolken zum Zeltplatz geschafft.

26.5.
Bratislava ➱ Asvanyraro (70 km)
Am nächsten Vormittag haben wir uns Bratislava angeschaut. Nach Wien eine willkommen Abwechslung. Sehr charmant, kleine Gassen, interessante Läden und natürlich auch tolle Gebäude. Wer mal in Wien ist, sollte sich unbedingt auch einen Tag für Bratislava nehmen.
Nach Bratislava ging’s auch direkt ins nächste Land: Ungarn.
Um dem Damm zu entfliehen, haben wir uns für die längere Strecke durch Ungarn entschieden. Das war zwar landschaftlich ähnlich attraktiv wie Niedersachsen (ich kann eure Aufschreie hören 😀 ), aber immerhin kein Damm. Und obwohl wir erst Mittags losgefahren sind, haben wir noch 70 km geschafft. Offenbar sind unsere Beine nach den Hügeln Tschechiens langsam in Form. 

27.5.
Asvanyraro ➱ Moca (107 km)
Nach einem Stück Ungarn, haben wir direkt wieder die Seite gewechselt und sind ein Stückchen in der Slowakei gefahren. In Ungarn zunächst noch vorbei an riesigen Erbsenfeldern (lecker), nachmittags dann wieder den Damm entlang zu einem neuen Streckenrekord. Der Wind hat es aber auch wieder richtig gut mit uns gemeint! An der Donau haben wir ein traumhaftes Plätzchen für unser Zelt gefunden, mit Privatstrand.

28.5.
Moca ➱ Vác (79 km)
Heute ging es ständig hin und her über die Donau. Mal mit der Fähre, mal über eine Brücke. Nach mehrmaligem Landhopping, sind wir dann in Ungarn gelandet. Zur Mittagspause haben wir dann noch einen Hund aus der Donau gefischt, der ein paar Enten hinterher gesprungen war. Besitzer und Hund konnten aber vereint werden. Am Donauknie macht die Donau einen Knick und schlängelt sich durch ein Tal. Entlang des Tals konnten wir noch ein paar tolle Bauten am Ufer bewundern. Definitiv ein gelungenes Panorama und wie der Radreiseführer sagte: Sicherlich das landschaftlich schönste Stück der Tour zwischen Wien und Budapest.

29.5.
Vac ➱ Budapest (37 km)
Auf einer kurzen Etappe ging es nach Budapest. Ganz entspannt konnten wir die Stadt auf uns wirken lassen und die Einfahrt in die Stadt genießen. Die Brücken und Bauten werden immer größer und schöner, je näher man kommt. Sehr beeindruckt haben wir uns den Weg in die Stadt gesucht und konnten den Nachmittag damit verbringen das Treiben in den Gassen zu beobachten. 

30.5. & 31.5.
Budapest
Wieder durch eine Stadtführung haben wir einiges über Ungarn und die Stadt gelernt. Die Ungarn sind schon eine verrückte Nation. Es gibt so viele Wendungen in der Geschichte, dass man beim Zuhören gar nicht mehr richtig hinterher kam. Auch insgesamt müssen wir feststellen, dass wir erschreckend wenig über die Geschichte Europas wissen. Immerhin bekommen wir durch die Reise jetzt einiges mit. Aber das Interesse an ein paar Geschichtsnachhilfestunden ist geweckt. Wer uns hier immer mal wieder eine Lektion geben kann, fühle sich jetzt bitte aufgefordert!

So, nun ist’s genug! 

Morgen geht‘s weiter. Dieses Mal Richtung Süden an die Grenzen der nächsten Länder. Wir werden das jetzt noch nicht Spoilern, sondern als Cliffhanger stehen lassen…

Vielleicht verleitet es ja ein paar von euch mal auf die Karte zu schauen.

Dieser Beitrag hat 4 Kommentare

  1. Jörg Petersen

    Klasse Bericht 🙂
    Wer schreibt denn immer den Bericht? Oder immer abwechselnd?

  2. Jasmin

    Sagen wir mal, eine schreibt und einer stimmt zu 😉

    1. Jörg Petersen

      … aber fahren tut ihr beide 😉

  3. Hartmut

    Neben den schönen Bildern und Geschichten von eurer Strecke läuft auch bei mir ein Film im Kopf ab. Dinge, die ich auch selbst sehen und erleben durfte mischen sich mit euren Eindrücken. Das wird bei kommenden Ländern schon schwieriger, weil vieles dann auch für mich unbekannt ist. Dann helfen eure Berichte, auf die ich mich freue. Weiterhin viel Rückenwind für euch.

Schreibe einen Kommentar