Als wir in Laos auf dem Boot saßen und uns richtig thailändischer Grenze tuckern ließen dachten wir, wir hätten die härtesten Etappen in den Bergen bereits hinter uns… hahahaaaaa
Hatten wir nicht.
Schon aus dem Boot auszusteigen und anzukommen ließ uns schon das erste mal wieder komplett in Schweiß ausbrechen. Zum einen, weil unsere 12 Taschen unter sämtlichen Sitzen des Bootes verteilt lagen (und es war ein langes Boot mit vielen Sitzen (übrigens einfach ausgebaute Autositze)), zum anderen weil es vom Anleger aus eine gefühlt 100m hohe Treppe hoch ging, die wir unser Gelumpe inklusive der Fahrräder hochschleppen mussten.
Nichtsdestotrotz waren wir aber glücklich und zufrieden, dass die Bootsfahrt so gut geklappt hatte. An dem Abend wussten wir auch noch nicht was uns bevorstand. Das sollte sich dann am nächsten Tag ändern, an dem wir entspannt die 50km bis zur Grenze fahren wollten. Entspannt war daran aber leider gar nichts. Die Höhenmeter sammelten sich bis zum Ende des Tages zu einer beachtliche Summe zusammen. Wieder einmal hatten wir bei unserer Streckenplanung nicht so ganz genau geschaut was da auf uns zukommt. Egal, dachten wir. Morgen gehts nach Thailand da wird alles besser…
HAHAAHAAAA
Über die Grenze schafften wir es reibungslos, auch wenn wir wieder einmal wahllos eine Unterkunft angaben in der wir angeblich übernachten würden. Warum diese Angabe immer so wichtig ist wissen wir bis heute nicht.
Direkt an der Grenze konnten wir dann auch erst einmal unseren Augen kaum glauben. War doch da ein echter kleiner Supermarkt. So richtig ein Laden mit automatisch aufgehenden Türen, klimatisiert und voll mit Waren im Überfluss. Wahnsinn! Wir konnten uns gar nicht satt sehen. Und dann gabs auch noch Toastbrot einfach so zu kaufen, in abgepackten Tüten. Ganz beseelt verließen wir die Konsumfalle und fanden direkt auf der gegenüberliegenden Straßenseite auch noch eine Straßenküche in der es – haltet euch fest – Reis gab. Keine Suppe, sondern Reis. Und das alles an einem Tag: Supermarkt und ein leckeres Reisgericht. Wir waren sofort begeistert von Thailand.
Steiler Schweiß
Das war aber recht abrupt vorbei, als wir uns wieder auf die Räder schwangen. Ganz schnell sanken die nach oben zeigenden Mundwinkel ganz weit nach unten, denn nach den ersten paar Anstiegen dämmerte es uns langsam, dass wir wieder einmal in einem Land angekommen waren, was absolut gar nichts von Serpentinen hält. Straßen Steigungen von 15% sind hier die Norm. Mal mehr, selten weniger. Wer sich unter dieser Angabe nichts vorstellen kann, dem sei gesagt: es ist sehr, Sehr, SEHR steil. Mit einem bepackten Fahrrad ist das wirklich grenzwertig spaßig. Insbesondere unter den hier vorherrschenden klimatischen Bedingungen. Wenn man nämlich einen sehr, sehr, sehr steilen Berg hinauf fährt, muss man doch auch ab und zu eine Pause einlegen. Nämlich eigentlich immer dann, wenn ein Auto vorbei kommt, weil man dann nicht mehr die gesamte Straßenbreite nutzen kann, um eigene Serpentinen zu fahren. Und jedes Mal wenn man anhält, hält der Körper aber nicht auch gleichzeitig die Schweißproduktion an. Nein, stattdessen fließt es aus jeder einzelnen Schweißpore in Wasserfällen heraus, ohne Unterlass. Innerhalb weniger Sekunden entstehen unter einem Pfützen auf der Straße. Das mag jetzt vielleicht übertrieben klingen, ist es aber tatsächlich nicht. Es ist wirklich heftig. Sogar bei Menschen, die einst von sich dachten nicht so schlimm schwitzen zu können…
Wo wird’s flach?
Nachdem wir dann also einen Tag in Thailand verbracht hatten schauten wir uns dann doch noch einmal unsere Routenplanung genauer an. Üblicherweise lohnt es sich oft Berge hochzukeuchen. Bei diesen Steigungen wird es aber vor allem mental wirklich zur Herausforderung. Es macht einfach irgendwann wirklich gar keinen Spaß mehr. Nicht mal die überall wachsenden Bambus (-bäume, -Sträucher, -Rohre? na ihr wisst schon) am Straßenrand konnten die Stimmung heben (vielleicht ein bisschen aber nicht viel). Vor jeder Kurve und vor jeder Abfahrt graut es einem, weil der nächste Horroranstieg bevorstehen könnte. Also inspizierten wir unsere geplante Tour und stellten fest: über irgendwelche Berge müssen wir immer irgendwie. Wir entschlossen uns die Berge in den nächsten Tagen zu überwinden und jeweils nur kurze Tage zu fahren, sprich mittags schon am Ziel zu sein, um danach unsere Ruhe vor den. Wegen zu haben.
Das funktionierte tatsächlich sehr gut und wir konnten die Strecken tatsächlich fast genießen. Zum einen, weil wir dann ab mittags entspannen konnten und zum anderen weil wir tatsächlich doch auch noch mit fantastischen Blicken in die endlosen grünen Hügel Thailands belohnt wurden.
Entspannt
Wir kamen fast wieder in unseren „europäischen“, autarken Rhythmus. Wir konnten alles an einem Ort einkaufen und mussten nicht bangen nichts mehr zu finden, die Natur war herrlich und abends fanden sogar mehrmals ein Plätzchen fürs Zelt und wir konnten selber kochen.
Nach und nach merkten wir, wie eine unbewusste Anspannung von uns abfiel. Thailand ist wieder ein sehr zivilisiertes Land. Das hat für uns einige Vor- und Nachteile. Nach Laos waren wir einfach glücklich, dass wir uns keine Sorgen mehr ums Essen machen mussten. Es gibt in Thailand in jedem Ort einen Supermarkt oder einen Markt auf dem man alles bekommt. Das war für uns in den ersten Tagen jedes Mal ein Highlight. Für unsere Art des Reisens macht es das so viel einfacher. Neben Nahrungsmitteln kommt man auch an alles andere, was man ggf. benötigen könnte. Zahnbürsten, Medikamente, Fahrradteile,… Wir brauchten wirklich einige Tage, bis eingesunken war, dass der Standard auf diesem Niveau bleiben würde und wir nicht alles auf Vorrat kaufen mussten. Unsere Köpfe entspannten sich also langsam, nachdem wir erkannt hatten dass wieder alles irgendwie innerhalb kurzer Zeit verfügbar ist.
Rückblickend betrachtet hatten wir uns in Laos schon auch irgendwie in eine Ausnahmesituation gebracht. Auch wenn Laos wirklich richtig schön war, gab es unterschwellig aber eben doch die Anspannung und Angst davor dass irgendetwas passieren könnte, was wir dann nicht schnell gelöst bekommen. Ist ja aber nichts passiert.
Trubel
Die andere Seite der Medaille ist aber auch, dass in Thailand wieder wesentlich mehr Menschen leben. Das hat wiederum zur Folge, dass die auch wieder überall sind. Das Land ist wieder deutlich bebauter. Somit nimmt dann aber auch der Verkehr merklich zu.
Wir hatten uns für noch 3 Tage in kurzen Etappen durch die Berge gekämpft und genossen die lange Abfahrt zum flachen Teil der geplanten Tour. Je weiter wir nach unten rollten, desto mehr Verkehrsteilnehmer wurden es und schon bald fanden wir uns auf einer 4-spurigen Straße wieder. Der Verkehr und die eigentlich öde Straße konnte unsere Freude über die flachen Kilometer aber nicht trüben. Endlich fuhren wir mal wieder mit 20km/h dahin und nicht mit entweder 5 oder 40 km/h. Herrlich!
Hatten wir nicht im letzten Blog schon gesagt, dass wir die Wadenform unseres Lebens haben? Wir revidieren das: JETZT haben wir die Wadenform unseres Lebens (vermutlich wirklich, weil jetzt kommen erstmal keine Berge mehr).
Citytrips
So rollten wir noch ein paar Tage bis zur ersten großen Stadt (Chiang Rai), in die wir eigentlich gar nicht wollten. Da unsere ursprüngliche Strecke aber mehr Höhenmeter beinhaltete, nahmen wir den Umweg gerne in Kauf und schauten uns (gemeinsam mit 159363 Backpackern) noch den berühmten weißen Tempel an. Danach ging es noch einen weiteren gefürchteten Berg hinauf, der dann zu unserer Überraschung aber sehr entspannt war und nahezu lächerliche Steigungen aufbot. Als ob Thailand beweisen wollte, dass es auch nette Berge hat. Nach diesem netten Berg ging es dann fast nur noch bergab zur nächsten Stadt (Chiang Mai), in der wir Freunde wieder trafen, die wir auf der Reise kennengelernt haben. Mit denen haben wir ein paar wundervolle Tage verbracht und uns Geschichten von der Reise erzählt und uns durch den naheliegender Markt gefressen. Denn wenn die Thais eins können, dann Märkte. Dort findet man wirklich alles. Die verrücktesten Fressalien gibt es in Hülle und Fülle und alles schmeckt anders und alles ist lecker. Man kann sich wirklich von Stand zu Stand probieren und auf der zweiten Runde nochmal die besten Sachen für den Weg nach Hause mitnehmen. Fast so wie auf dem Weihnachtsmarkt. Nur, dass die das hier immer haben.
Bangkok
Apropos Weihnachten: dafür befinden wir uns gerade im Nachtzug auf dem Weg nach Bangkok. Dort treffen wir nämlich weitere Freunde, die wir ebenfalls auf der Reise kennengelernt haben. So viele Freunde, aber zum Fest der Liebe auch genau das richtige. Wenn wir schon nicht bei unseren Liebsten sein können, dann wenigstens trotzdem mit lieben Menschen.
Schauen wir mal was Bangkok so zu bieten hat.
Wir wünschen euch allen eine wunderbare Weihnachtszeit, viel Entspannung, viele leckere Plätzchen und vor allem viel Zeit mit den Menschen die ihr gerne habt.
Außerdem möchten wir uns noch für die vielen lieben Worte von euch Bedanken. Wir freuen uns sehr, dass ihr euch so oft mit uns auf unser Reise freut.
Wünsche ebenfalls angenehme Feiertage verbracht zu haben und Grüße von meiner Holden :oD
Guten Rutsch, Grüße von Gebieterin und ein angenehm langweiliges 2023 :o*